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Queere Perspektiven im Design mitdenken

Wie wir Designer*innen queere Menschen mitdenken können. Über Typografie, Grafik & Bilder. In dem Text empfehle ich einige Websites und ein Buch, dass sind alles persönliche Empfehlungen und keine Werbung.

Begriffe richtig verwenden 

In der Queeren-Community gibt es viele Begriffe, das liegt zum einem, weil es früher nicht möglich war, offen die eigene Identität zu leben und von außen Begriffe z. B. als Beleidigungen genutzt wurden. So ist z. B. der Begriff “Transse*ualität” aus heutiger Sicht veraltet und wird von betroffenen Menschen kaum noch benutzt. So bedeutet die Abkürzung LSBTQIA+ (im englischen LGBTQIA+):

Lesbisch
Schwul
Bi
Trans*
Queer
Inter*
Asexuel/Aromantisch
+ steht für alle weiteren Identitäten

Gute Erklärungen zu allen Label findest du unter www.queer-lexikon.net/glossar/. 

Die Flaggen in der Reihenfolge: lesbisch, schwul, bi, Trans, inter, asexuell, aromantisch und die Progress Pride flagge

Gendersensible Sprache 

In unserer Sprache Gendern wir immer. Sei es der Hund, der Baum oder der Arzt.
Im generischen Maskulinum, das wir im Alltag für alle nutzen, schließt unterbewusst Frauen und nicht-binäre Menschen in unserem Denken aus, auch wenn sie mitgemeint sein sollen. So können wir mit der gendersensiblen Sprache Bewusstsein schaffen.

Reichen dann einfache Doppelnennungen wie: Designer und Designerin?
Doppelnennungen schließen nicht-binäre Menschen aus, die für sich keine binären Pronomen nutzen. Dazu werden die Texte wesentlich in die Länge gezogen. 

Sonderzeichen beim Gendern 

Die inzwischen häufigsten Formen sind der Asterisk, auch Gendersternchen genannt und der Doppelpunkt. Typografisch fügen sie sich relativ gut in den Fließtext mit ein und reißen kein großes Loch in das Wort- und Schriftbild. Beispiel: Designer*in oder Designer:in

Besondere Formen bei den Sonderzeichen ist der Asterisk auf der x-Höhe oder das i mit dem Sternchen. Beide fügen sich besser in das Wort- und Schriftbild mit ein. Sie sind sehr seltene Sonderzeichen, die es nur vereinzelt bei Sonderanfertigungen gibt. Dazu kommt, dass das Sternchen-i bei zu kleinem Text nicht mehr sofort erkennbar ist.

Das größte Loch in das Wort- und Schriftbild reißt der Gendergap. Damit kann der Lesefluss stark erschwert werden und ist deswegen kaum zu empfehlen. Als extra Stilmittel kann der Gendergap sehr interessant sein. Beispiel: Designer_in

Für eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Typografie beim Gendern, kann ich dir das Buch Typohacks von Hannah Witte empfehlen.

Die verschiedenen typografischen Formen des Genderns in der im Text beschriebenen Reihenfolge.
Ein Ausrufezeichen, bei dem der untere Punkt mit einem Asterisk ausgetauscht wurde.

Barrierefreiheit bei sensibler Sprache 

Die barriereärmsten Methoden zum Gendern ist die Nutzung des Doppelpunkts, des Asterisks oder neutrale Formen wie: Designschaffende 
Nur wie werden jetzt die neutralen Formen für die verschiedenste Begriffe gefunden?
Auf der Website geschicktgendern.de werden zu vielen Begriffen neutrale Formen angeboten.

Hierbei sollte immer abgewägt werden, welche Form für die Zielgruppe am besten geeignet ist. In manchen Fällen ist das Gendern für die Barrierefreiheit nicht möglich und sollte daher dann auch gelassen werden.

Ich persönlich nutze den Asterisk, weil ich die Form des Gendern mit am ästhetischsten finde und gelegentlich neutrale Formen, damit längere Texte angenehmer zu lesen sind. Und es ist auch eine bewusste Entscheidung gewesen, für mein Branding. So erreiche ich die Menschen, denen eine gendersensible Sprache auch wichtig ist und Menschen, die dagegen sind, fühlen sich dadurch nicht angesprochen. 

Pronomen, Geschlechtseintrag & Namen 

Einige nicht-binäre Menschen nutzen inzwischen sogenannte Neopronomen. Das können z. B. dey oder xier sein oder es werden gar keine Pronomen genutzt. Um den Umgang mit Pronomen so einfach wie möglich zu gestalten, kannst du diese bei Kontaktformularen mit abfragen. Wenn du dir nicht sicher bist, wie diese im Sprachgebrauch genutzt werden, frag lieb nach.

Um allgemein Sichtbarkeit zu schaffen, können die eigenen Pronomen online auch bei Instagram, Zoom, der eigenen Website und dergleichen mit angegeben werden. Offline können diese am Beginn der Veranstaltung erfragt werden, zusätzlich beim Namenssticker mit draufgeschrieben oder als Pin getragen werden.

Das gleiche gildet auch mit dem Geschlechtseintrag divers. Vergiss nicht das dritte Kästchen bei Formularen und bei Ausschreibungen das d in m/w/d.
Werden diese und/oder der Name im Verlauf der Zusammenarbeit geändert, versuche dies in allen gemeinsamen Kommunikationswegen anzupassen. Wegen der Steuer kann der Name bei Rechnungen leider erst bei offizieller Eintragung richtig genutzt werden. Nutze sonst nicht den Deadname (der abgelegte Name) der Person. Das macht es für die Betroffenen sehr viel angenehmer. 

Ausschnitt von meinem Kontaktformular. Es gibt ein extra Feld, in dem die eigenen Pronomen mit eingetragen werden können.
Ausschnitt meines Kontaktformulars als Beispiel

Was ist Rainbow- oder Pinkwashing? 

Als Rainbow- oder Pinkwashing werden Marketingstrategien bezeichnet, die eine Identifizierung mit der LGBTQ+ Community vorgeben um finanzielle Vorteile zu haben. Zum Beispiel werden zum Pride Month (im Juni) viele Produktverpackungen oder Social Media Profilbilder mit einem Regenbogen versehen. Wenn die Verpackungen nach diesem Monat wieder aus dem Sortiment gehen und/oder die Profilbilder wieder umgeändert werden. Und das die einzige Sichtbarkeit war, hat das Unternehmen dies nur für den Profit getan. Ganz ohne den Willen, wirkliche Sichtbarkeit für die queere Community zu bringen. Ernst gemeinte Marketing Kampagnen können daran erkannt werden, dass sie wirklich queere Menschen unterstützt. Z. B. durch Kooperationen mit queeren Menschen. Kampagnen außerhalb des Pride Month. Spenden an queere Einrichtungen. 

Wie geht eine diverse Bildwelt?

Um mit der eigenen Bildwelt auch queere Menschen mit einzuschließen, muss nicht alles mit Regenbögen verziert sein.
Zeige Menschen weniger in Geschlechterklischees. Kleidung und Make-up haben nur ihre Bedeutung, die wir ihnen geben. Einige Kleidungsstücke wie hohe Schuhe wurden früher nur von Männern getragen, die heute als rein weiblich gelten. Oder auch diverse Beziehungs- und Familienkonzepte können gut dargestellt werden. 

Ein Moodboard mit verschiedenen queren Einzelpersonen, Paaren und Familien.

Ich hoffe, ich konnte dir einen einfachen Überblick über die verschiedenen Punkte verschaffen, wie Queere Perspektiven in der Gestaltung mitgedacht werden können. Es gibt viele verschieden Herangehensweisen, wie das aussehen kann. Für eine diversere Welt im Design.

Hast du Fragen oder weitere Anregungen zu dem Thema? Dann schreib mir gerne an hej@meer-studio.de eine Mail!  

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